Ausverkaufte Open-Air-Konzerte in Dresden, das erste Top-Ten-Album seit
Jahrzehnten und mit „Warum hast du nicht nein gesagt?" ein echter
Gassenhauer. Die letzten zwei Jahre liefen wahrhaftig nicht schlecht für
Roland Kaiser. Mit seinem neuen Album „Auf den Kopf gestellt" dürfte er
mühelos weiter auf der Erfolgswelle reiten.
Schon mit dem ersten
Titel „Auf den Kopf gestellt“ macht der 63-Jährige klar, was der Käufer
von diesem Album erwarten darf. Dynamische, fast schon rockige Klänge,
die den letzten Staub des Schlagers der 80er Jahre locker wegfegen. Ob
„Das Beste am Leben", „Halt mich noch einmal fest", „Applaus für deine
Lügen" oder „Kein Problem", das Album lässt dem Hörer kaum eine
Atempause. Kaiser geht voran, lebensbejahend, forsch, voller Energie.
Vieles spricht dafür, dass die Musik tatsächlich seine Lebenseinstellung
widerspiegelt. Seit seiner erfolgreichen Lungentransplantation im Jahr
2010 hat sich der Sänger gewandelt; vom bisweilen mürrisch und divenhaft
wirkenden Schlagerbaron zu einem offenherzigen Menschen, der durch und
durch mit sich im Reinen ist und jede Sekunde seines neu gewonnen Lebens
geniest. Kaisers Melodien vereinen die Generationen und treffen auch
bei vielen auf Zuspruch, die normalerweise erschrocken umschalten, wenn
sie bei „Carmen Nebel" oder der, glücklicherweise abgesetzten,
„Stadlshow" vorbeizappen.
So modern und jugendlich der neue Kaiser
auch klingt, die Themen seiner Songs freilich haben sich nicht geändert.
Im Zentrum steht die Liebe in all ihren Facetten ¬¬– manchmal
wunderschön und euphorisierend, manchmal tief verletzend und
herzzerreißend. Langweilig wird es trotzdem nicht, schnell brennen sich
Melodien und Texte in den Kopf ein und animieren zum Mitsingen. Nur
einmal dürfte das Herz mancher Schlagerfans kurz ins Stocken geraten: Im
Duett mit Julia Kröhnert („Hör auf dein Herz“) hört man Kaiser
tatsächlich rappen. Diese manchmal geradezu zwanghaft jugendliche
Attitüde ist vielleicht der einzig echte Kritikpunkt, den man diesem
Album entgegen bringen kann. Der Wunsch, auch die
Helene-Fischer-Generation für sich zu gewinnen, ist unüberhörbar. Zu
viel Beliebigkeit, zu wenig Tradition mag mancher rufen, die Mehrzahl
der Fans jedoch dürfte das anders sehen.
Ganze 20 Titel umfasst das
Album; die letzten 5 davon sind Akustik-Aufnahmen bereits
veröffentlichter Songs, darunter auch das Duett mit Maite Kelly. Nach 72
Minuten Roland Kaiser hat man ein Lächeln im Gesicht. Ob das noch
„echter“ Schlager ist? Egal, es hat Spaß gemacht!
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